Aus Korn wird nicht nur Mehl

Wie eine Getreidemühle einer Leprakolonie zu Gesundheit und Eigenständigkeit verhilft

Köln/Südsudan. Wie immer herrscht reges Treiben rings um die Getreidemühle. Viele Mädchen und Frauen sind gekommen, um hier ihr Getreide mahlen zu lassen. Unter ihnen auch die 12jährige Nyauamat Ajuong. Sie hat zwei Säcke mit Hirse und Mais mitgebracht; beides hat sie selbst angebaut und geerntet. Mit ihrem Onkel lebt Nyauamat hier in der Leprakolonie südlich von Rumbek, einer mittelgroßen Stadt im Herzen des Südsudan. Sie hilft ihm bei alltäglichen Dingen, da er nicht verheiratet ist und aufgrund seiner Krankheit – obwohl ausgeheilt – vieles nicht selbst erledigen kann. Zu ihren Aufgaben gehört auch das Kochen. Hauptbestandteil jeder Mahlzeit ist entweder Asida – eine Art fester Getreidebrei – oder Kasira – ein dünn ausgebratener Mehlfladen.

Nyauamat mahlt ihr Getreide zusammen mit Elisabeth Aker. (Bild: Malteser International)

Nyauamat mahlt ihr Getreide zusammen mit Elisabeth Aker. (Bild: Malteser International)

„Ich bin sehr froh, dass ich unsere Ernte jetzt hier direkt in der Leprakolonie mahlen lassen kann“, erzählt Nyauamat. Früher musste ich die Körner stundenlang mit einem Mörsel aus Holz zerstoßen und zu Mehl verarbeiten“, erinnert sie sich. „Wenn etwas Geld übrig war, nahm ich einen der öffentlichen Kleinbusse, um das Getreide und den Mais in großen Säcken nach Rumbek zur Mühle zu bringen. Doch oft reichte das Geld nicht und ich musste die Säcke rund vier Stunden lang zu Fuß in die Stadt bringen.“ Um aus 25 Kilogramm Getreide in Rumbek Mehl mahlen zu lassen, musste Nyauamat drei Euro bezahlen – für sie und ihren Onkel sehr viel Geld.

Nun hat Malteser International dank Unterstützung der Malteser aus der Erzdiözese Köln für die Leprakolonie eine eigene Getreidemühle samt Kühlwassersystem angeschafft. Alle Bewohner haben bei der Installation mitgeholfen. Die einen mischten den Zement, um die Mühle auf ebener Fläche fest verankern zu können; die anderen bauten aus den ebenfalls von den Maltesern bereitgestellten Baumaterialien wie Bambus und Wellblech eine Hütte mit Dach, um die Mühle sowohl vor heftigen Regenfällen als auch vor zu starker Sonneneinstrahlung zu schützen.

„Hier kann ich mein Getreide nun ohne lange Transportwege mahlen lassen“, freut sich Nyauamat. „Und das, was mein Onkel und ich nicht brauchen, kann ich sogar auf dem Markt verkaufen.“ Zwei Euro muss Nyauamat für das Mahlen bezahlen. Alle Bewohner der Leprakolonie haben sich auf diesen Preis geeinigt, denn schließlich muss die Mühle mit Diesel betrieben und auch regelmäßig gewartet werden. Der Sohn des Gemeindeältesten hat in einem Training gelernt, wie er die Maschine zu bedienen und instand zu halten hat. Er weiß auch, wie ein Kassenbuch zu führen ist. Stolz sitzt er nun auf der kleinen Veranda der Hütte und nimmt die Mahlaufträge entgegen.

Die ganze Gemeinde ist interessiert an der neuen Muehle (Bild: Malteser International)

Die ganze Gemeinde ist interessiert an der neuen Muehle (Bild: Malteser International)

Auch viele Frauen aus den umliegenden Dörfern kommen regelmäßig hierher in die Leprakolonie. Gegen einen geringen Aufpreis dürfen auch sie ihr Getreide hier mahlen lassen. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Integration und Unabhängigkeit für die Bewohner der Leprakolonie!

Malteser International ist bereits seit 15 Jahren im Südsudan tätig und unterstützt seit dem Sommer 2010 mit Hilfe der Malteser in der Erzdiözese Köln auch die Bewohner der Leprakolonie südlich von Rumbek.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

(Text & Bild: Malteser International)

Eine Antwort

  1. Yes, super !

    Mit freundlichen Grüßen

    Matthias Heiden

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